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SCENARIUM SAECULORUM

Leitgedanke und Formalisierung eines Kunstwerks 

Eine Anmerkung zum Zyklus von Rick E. Loef

(Für Lesefaule geht´s hier direkt zu den Bildern)
 

Innovation oder Tradition?

  Dem Zyklus SCENARIUM SAECULORUM liegt seit 1974 ein fortwährend wachsender Fundus von nunmehr 2400 naturalistischen Detailzeichnungen, Skizzen, Variationen und Vorzeichnungen zu Grunde.

   In einem kontrollierten  Atemzug gezogene Linien bilden die Reinzeichnung als reine Konturenzeichnung. Die Binnenräume der Konturenzeichnung  bleiben von Schraffuren und Schattierungen frei. So können später diverse flächige Materialien in den Binnenräumen ungestört ihren Platz finden. 
  
   N
un wollte ich noch einen charakteristischen Strich für die Reinzeichnung bestimmen und damit dem geplanten Bilderzyklus eine einheitliche Linienführung geben. Einen geeigneten und bereits bewährten Strich den ich sogleich ins Visier nahm, wurde erstmals gegen Ende des 16.Jh.schwungvoll gezogen von Caravaggio in Italien und Rubens in Flandern. Später dann auch von dem Engländer William Hogarth innerhalb der ersten Hälfte des 18.Jh. für seine Genre-Stiche. So nahm ich den "BAROCKEN STRICH" ins Visier.

   Das Erscheinungsbild des "Barocken Strichs" ist gleich seinem inneren Gesetz. Diesem getreu, erfährt er seine stärkste Ausprägung im Buchstaben "S" oder auch der Ziffer "8". Der "Barocke Strich" wird Taille oder auch schwellende Linie genannt.

    Im Frühjahr 1974 entschied ich, den Barocken Strich für mein Vorhaben konsequent zu nutzen. Jedoch gedachte ich, dem Barocken Strich die gerade und gewinkelte Linie hinzuzugesellen, nämlich dort, wo die Gestalt meines jeweiligen Zeichenobjekts dieses kategorisch fordern sollte.

     In meinen Zeichnungen taucht der Barocke Strich als haarfeine Linie aus der Blattleere auf, um wieder in die Leere abzutauchen. Die Licht- und Schattenseiten am Zeichenobjekt selbst werden durch  An- und Abschwellen der Linie definiert.

                                                                         

                                                                         Das Verhältnis von 
                                                         Reißlinie und Reißspur zur Schnittkante
                                                                      im Dienste der Intarsie
 
  
  
Dem Reinzeichnen folgt der zweite Gestaltungsprozess, das Einlegen, auch Intarsie genannt. Also werden flächige Materialien in die Binnenräume der Reinzeichnung eingearbeitet. Zum Einsatz kommen allerlei gewöhnliche und allerlei edle Kartonagen, Feinpapiere, Kunststofffolien, Furnierhölzer und textile Stoffe. Diese flächigen Materialien werden mit dem Skalpell entlang der barocken Zeichenlinie geschnitten oder mittelst zweier unterschiedlicher Techniken von Hand gerissen. Hier fügt sich der Schnittkante die Reißlinie und die Reißspur hinzu. Letztere dürfen während des Reißprozesses auch zweckmäßig ineinander übergehen . 

 

  Die Reißspur variiert in der Breite und legt dabei gleichsam die geschichteten Lagen der Papiere und Pappen frei, wogegen die Reißlinie an Papier und Pappe scharfe Kanten bildet. 
 

   Reißlinie, Reißspur und Schnittkante dienen mit ihren drei gegensätzlichen Profilen verschiedenen Zwecken. Entgegen der an die Konturenzeichnung fixierten Schnittkante, können Reißspur und Reißlinie darüber hinaus auch von der Konturenzeichnung losgelöst und weitläufig durch die Bildfläche "vagabundieren". Die Schnittkante bleibt dagegen immer an der barocken Zeichenlinie orientiert. Oder anders gesagt: Während der Schnittkante nur die Pflicht bleibt, ist der Reißlinie und der Reißspur neben der Pflicht auch die Kür erlaubt. 

                            
                                           Synergie von Topographie und Zeichnung 

 
    Die Doppelnatur des Bildwerks wird durch die Zusammenführung von Reinzeichnung und Topografie in Einklang gebracht

   Diese Doppelnatur wird anschaulich, wenn die zwei gestaltenden Mittel von einander getrennt und wieder zusammengefügt werden. Entfernt man also die zugrunde liegende Reinzeichnung vom Rest, so wird die verbleibende farbige materiale Vielfalt der Topografie als autonomes Kunstwerk weiter existieren können und umgekehrt.
Zeichnung und Intarsie bilden gemeinsam ein großorchestrales Konglomerat.

 

 



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